Informieren Sie sich zum Thema Wasserqualität

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Auf dieser Seite können Sie sich über die Wasserqualität in Deutschland und die Einflussfaktoren informieren. 

Vom 27. Januar bis 10. Februar 2021 konnten alle Bürger*innen ihre Ideen und Anliegen zum zukünftigen Umgang mit Wasser und dem Schutz von Flüssen, Seen und Grundwasser einbringen.
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Hintergrundinformationen zum Thema Wasserqualität

Hier finden Sie Informationen zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf die Wasserqualität sowie bereits diskutierte Ansätze dafür, auch langfristig eine hohe Wasserqualität zu gewährleisten.

Von der Qualität des Wassers hängt es ab, wie es von uns Menschen genutzt werden kann und wie der Zustand der Natur ist. Je nach Nutzung gibt es unterschiedliche Anforderungen, Richtlinien und Standards, die die Eignung und Anwendung regeln. Die höchsten Ansprüche gelten für Trinkwasser. Es hat in den vergangenen Jahren viele Fortschritte gegeben, große Flüsse und Seen sauberer zu machen. Allerdings können die ca. 9.100 Kläranlagen in Deutschland immer nur eine bestimmte Menge und nur bis zu einem gewissen Grad reinigen. Deshalb sind bei manchen Stoffen keine oder nur geringe Verbesserungen in den Flüssen zu verzeichnen. Von einigen Stoffen ist noch nicht ausreichend bekannt, ob und wie sie der Natur oder dem Menschen schaden. Als Beispiel sind hier die Inhaltsstoffe von Arzneimitteln zu nennen. Aus Vorsorgegründen ist es deshalb wichtig zu vermeiden, dass ungewollt Stoffe ins Wasser gelangen, die die Wasserqualität verschlechtern und deren nachträgliche Entfernung aufwändig ist. Das gilt auch für Stoffe, deren Schädlichkeit noch unbekannt ist.

Spurenstoffe sind mikroskopisch kleine Stoffe, die nicht immer natürlich im Wasser vorkommen. Nicht alle Spurenstoffe sind problematisch, z. B. Vitamine oder auch Spurenelemente wie Mineralien. Wenn die Spurenstoffe im Wasser jedoch gefährlich für Fische und Pflanzen sind, dann werden sie oft als Mikroschadstoffe (mikroskopisch kleine Schadstoffe) bezeichnet. Spurenstoffe können einzelne oder eine Mischung von Stoffen oder Chemikalien sein, die in verschiedensten Produkten enthalten sind. Spurenstoffe gelangen häufig durch den Gebrauch von Alltagsprodukten oder Arzneimittelwirkstoffen über das Abwasser in Gewässer. Der „Spurenstoff-Cocktail“ besteht aus vielen Komponenten: z. B. aus menschlichen Ausscheidungen, Arzneimitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetika, Hormonen, Lebensmittelzusatzstoffen, Desinfektionsmitteln, Konservierungsmitteln und Pflanzenschutzmitteln.

Es sind viele Stoffe bekannt, die Gewässer verunreinigen. Bei vielen sind Fortschritte in der Gewässerreinigung erzielt worden. Probleme bereiten insbesondere Stoffe, die früher nur unzureichend nachgewiesen werden konnten. Dazu gehört z.B. Mikroplastik, welches u.a. in Kosmetikartikeln oder in Fasern von Kleidung enthalten ist. Auch Reifenabrieb gelangt in die Umwelt und unsere Gewässer. Mikroplastik stellt eine Herausforderung dar, weil es sich nicht zersetzt. Wenn Organismen es aufnehmen, belastet es sie zum einen selbst und kann darüber hinaus über die Nahrungskette bis zum Menschen gelangen. In den letzten Jahren wurden in Gewässern alarmierende Häufungen von Mikroplastik festgestellt.

Es lässt sich gut vorstellen, dass Rückstände von Medikamenten, Spülmitteln oder kleinste Fasern von Kleidung im Alltag und besonders beim Waschen ins Abwasser gelangen. Die Belastung mit diesen Spurenstoffen nimmt zu und muss aufwändig in der Abwasserreinigung durch neue Verfahren entfernt werden.

Bild eines Geschirrspülers, von Medikamenten und von Kleidung
Quelle: v.l.n.r. Rudolf Langer (pixabay.com), Myriam Zilles (unsplash.com), cottonbro (pexels.com)

Viele landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften ihre Flächen intensiv. Das führt oft auch zu Beeinträchtigungen der Wasserqualität. Dünger enthält meistens viel Stickstoff. Wenn zu viel davon im Boden ist, können Pflanzen ihn nicht mehr aufnehmen. Dann wandelt sich Stickstoff in Nitrat um und führt dazu, dass zu viel davon ins Wasser gelangt. Das greift die Balance der Ökosysteme in Wasser und Böden an und hat negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Gesetze legen daher Grenzwerte für die Konzentration von Nitrat im Grund- und Trinkwasser fest. In Deutschland haben 2018 zum Beispiel 18 Prozent des Grundwassers den geltenden Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter (50 mg/l) nicht eingehalten. In diesen Gegenden müssen Maßnahmen ergriffen werden. Während der Grenzwert von 50 mg/l Nitrat dem Schutz des Trinkwassers und damit dem Schutz der menschlichen Gesundheit dient, reagiert das Ökosystem empfindlicher auf die Nitratmengen im Wasser. Es kann dazu kommen, dass ökologische Prozesse gestört werden.

Aufgrund des Preisdrucks sehen sich viele Landwirt*innen gezwungen, immer mehr Ertrag aus ihren Flächen zu holen. Sie intensivieren ihre Produktion – häufig durch noch mehr Einsatz von Dünger und Pestiziden. Dies führt in einigen Regionen Deutschlands zu immer größer werdenden Belastungen der Qualität von Grundwasser und Oberflächengewässern. Hinzu kommt: Antibiotika werden in der Landwirtschaft u.a. in der Massentierhaltung eingesetzt. Auch dadurch können sie in Nahrungsmittel und in vielen Fällen auch in Flüsse und Seen gelangen.

Trinkwasser muss eine hohe Qualität haben. Deshalb sind die Anforderungen an Trinkwasser sehr hoch und werden streng geprüft. 2021 tritt eine neue EU-Richtlinie für Trinkwasser in Kraft, die mehr Gesundheitsschutz und umfassendere Informationen rund um das Thema Trinkwasser garantieren soll. Damit bleibt Wasser das am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland.

Damit die Aufbereitung des Wassers bezahlbar bleibt, muss über vorsorgende Ansätze der vermeidbare Eintrag minimiert werden. Schädliche Substanzen sollten so wenig wie möglich ins Wasser gelangen können. Wo Schadstoffe unvermeidbar in den Wasserkreislauf kommen, müssen sie durch verschiedene Verfahren wieder entfernt werden, um sauberes Trinkwasser zu garantieren und die Gewässer sauber zu halten. Das ist aufwendig und teuer.

Deshalb wird beispielsweise diskutiert, ob ein Zusatzbetrag beim Kauf von Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln wirksam wäre: Die Idee ist, dass dadurch der Kauf und die Verwendung von Produkten und Mitteln mit gewässerschädigenden Wirkstoffen reduziert würde und gleichzeitig die notwendige Reinigung mitfinanziert werden kann.

Ganz übergeordnet stellt sich aber neben der gewerblichen Nutzung auch die Frage, wie wir alle über Einkauf, Konsum und Anwendung und Entsorgung den Einsatz gewässerschädigender Produkte reduzieren können.

In der Öffentlichkeit und speziell im „Nationalen Wasserdialog“ haben Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen auch über die zukünftigen Herausforderungen in Bezug auf die Wasserqualität (in Gewässern und im Trink- und Abwasser) diskutiert und unterschiedliche Lösungsansätze besprochen. Ein kleiner Auszug aus der Vielzahl an Vorschlägen möchten wir Ihnen hier stichpunktartig zur Verfügung stellen: 

  • Einige meinen: Insbesondere weitere Einträge von Spurenstoffen sollten vermieden werden. Schon im Rahmen der Bewertung und Zulassung von Stoffen sollten mögliche Auswirkungen auf die Gewässer verstärkt berücksichtigt und Verwender*innen intensiver über Gewässerrelevanz der Produkte informiert werden.
  • Einige Fachleute fragen: Ergibt eine Medikamentenabgabe als Steuerungsinstrument Sinn, wenn man sich über die Wirkung der Substanz im Wasser noch nicht sicher ist? Was bedeutet das für Patient*innen und die Hersteller*innen? Ansätze, durch Kosten oder Anreize den Konsum zu steuern, könnten auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden, wie zum Beispiel bei Pflanzenschutzmitteln oder synthetischen Fasern in Kleidung, die als Mikroplastik in die Umwelt gelangen.
  • Einige Fachexpert*innen schlagen vor, erhobene Messdaten der Wasserqualität auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das könnte helfen die Wechselwirkungen zwischen Land- und Bodennutzung besser zu verstehen und stärker Maßnahmen zum Gewässerschutz koordinieren zu können.
  • Für die Landwirtschaft fordern einige, dass finanzielle Anreize und Belohnungen flexibler werden und bereits niedrigschwellig erfolgen. Momentan sind sie noch mit sehr strikten EU-Kriterien verknüpft und die Umstellung aufwendig. Dadurch gibt es wenig Anreize, kleinere Bemühungen umzusetzen.
  • Andere wiederum sagen, dass eine Umstellung der Landwirtschaft zu einer nachhaltigen und gewässerfreundlichen Produktion helfen könnte, Vorsorge im Gewässerschutz mit der Produktion von gesunden Nahrungsmitteln zu verbinden. Dafür könnten landwirtschaftliche Fördermittel zur Verfügung gestellt werden, die nachhaltige Produktionsweisen und den Umbau zu einer nachhaltigen Landwirtschaft unterstützen. Das könnte zum Beispiel heißen, dass Prämien in der Landwirtschaft verstärkt eingeführt werden, die eine regional angepasste gewässerschonende Bewirtschaftung finanziell unterstützen.
  • Wenn der Gehalt von Nitrat im Wasser regelmäßig gemessen wird, können Schritte eingeleitet werden, um Nitrateinträge in die Umwelt zu verhindern. Dafür müsste die Zusammenarbeit zwischen Wasser- und Landwirtschaft gestärkt und Anreize für einen verminderten Einsatz von Düngemitteln gesetzt werden.
  • Um Wasserqualität gewährleisten zu können müsste der Umgang mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) in der Landwirtschaft und in Gärten strenger geregelt werden, so die Forderung einiger Fachleute. Dazu könnten z.B. Einstufungen der Schädlichkeit von Pflanzenschutzmittel und Begrenzungen von Eintragsmengen dienen.

Zu den Beiträgen aus dem Online-Dialog.